Übersetzen
So gehet hin in Ambivalenz.
"Lebenswelt" bezeichnet bekanntlich einen interaktiven, leibgebundenen Erfahrungsraum, in dem die "gemeinsamen Interaktionen" (ein Pleonasmus aus rein didaktischen Erwägungen) die Bedeutungen darüber vermitteln, was gerade passiert oder auch nicht. Die Lebenswelt als solche wird von der Theorie als "frei" von über die interaktive Situation und Verhalten hinausgehenden, z.B. organisationalen oder institutionellen Handlungsorientierungen begriffen.
Das Prozessieren von Sinn ist ein ständiges Neuformieren und Arrangieren der Differenz von Aktualität und Möglichkeit. Demnach hat alles, was war und ist, sowie das, was sein könnte, (beobachterrelativen) Sinn. Wo aber Sinn prozessiert, dort prozessieren nicht nur Möglichkeiten, sondern auch Ambivalenz.
Glückliches Leben, gelingende Lebensführung, das gute Leben, all das sind sedierende, ja halluzinogen wirkende Vorstellungen, die die Leute, die Adressat_innen befrieden, wenn nicht sogar ins Triviale und Banale des Lebens hinführen.
Ob diese inneren und äußeren Entzweiungen, Dialoge, Gespräche, Konflikte zu einem guten, gelingenden oder glücklichen Leben führen, steht nicht von vornherein fest und darf überhaupt bezweifelt werden.
Denn Dekonstruktion bedeutet (mir) im Kontext einer so verstandenen Theorie von Lebensführung zuvorderst die Subversion der systematischen Ordnung der Dinge, Leute und Begrifflichkeiten und ihrer scheinbar alternativlosen bzw. kontingenzfreien Beziehungen untereinander.
Folgerungen:
Soziale Arbeit ist die Kunst der sinnvollen Wahrnehmung, Kritik und Gestaltung der Ambivalenzen der Lebensführung von Einzelnen & Familien auf einer wissenschaftlichen Grundlage. Daher Sinn als Schlüsselbegriff. Daher Kunst und nicht Technologie. Etwas kann nur Kunst sein, wenn es alle Fragen offen lässt. Daher Bachelor of Arts und nicht Bachelor of Science. Etwas kann nur Wissenschaft sein, wenn es der Wahrheit nachzugehen erlaubt. Daher Soziale Arbeit nur mit wissenschaftlicher Grundlage.
„Soziale Arbeit ist nicht nur auf das Erkennen, sondern auf Handeln gerichtet (ist). Sie soll Änderungen herbeiführen, für einzelne Menschen, ganze Gruppen und Völker, für die Menschen. Sie soll die äußeren Umstände gestalten helfen, in denen die Menschen leben und die innere Entwicklung der Menschen beeinflussen. Sie beruht daher nicht nur auf Wissenschaft, sondern auf Kunst“ (Alice Salomon).