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Postmoderne Soziale Arbeit 2.0 - (Link zur Kurz-Übersicht der Theorie, Methodik und Haltung als PDF)
Postmoderne Soziale Arbeit 2.0 bezeichnet eine Theorie der Sozialen Arbeit, in deren Mittelpunkt eine postmoderne Haltung von Fachkräften zur biopsychosozialen Wirklichkeit (3 Dimensionen von Wirklichkeit) und den in ihr beobachtbaren Phänomenen steht. Diese Haltung im Leben und im Beruf zeichnet sich aus durch:
- das konstruierende, konstruktive und reflexive Arbeiten mit Unterscheidungen (aktives Beobachten) und Unterschieden (passives Beobachten),
- Beschreibung, Erklärung und Bewertung von Wirklichkeiten anhand der sinnhaft konstruierten Ambivalenz von Wirklichkeit (bewahrenswert ) und Möglichkeit (veränderungswürdig),
- die Anerkennung von Vielfalt von Lebensformen, Lebenssituationen, Lebenslagen und Kulturen als Teil einer gemeinsamen Entwicklung,
- dialogische Inszenierung und Dramatisierung von Unterschieden und Unterscheidungen als Ambivalenz und Umgang als Merkmal von Sinnproduktion.
Die Postmoderne Soziale Arbeit geht von 4 Ambivalenzen der Lebensführung aus:
- der Ambivalenz von Wirklichkeit und Möglichkeit (die aus der Sinnanwendung herrührt),
- der Ambivalenz von Selbstbestimmung und Fremdbestimmung (die aus der Teilnahmenotwendigkeit des (In-)Dividuums an der Gesellschaft herrührt),
- der Ambivalenz von Inklusion und Exklusion (die aus Problemen der Vereinbarkeit von Inklusion und Exklusion herrührt) und
- der Ambivalenz von Bedürfnis und Funktion ( die aus den unterschiedlichen Perspektiven auf Inklusion und Exklusion herrührt).
Diese postmoderne Lebens- und Arbeitshaltung von Fachkräften in der sozialen Praxis wird unterstützt durch ein Bündel von theoretischen und methodischen Modellen, die folgende pädagogische, psychosoziale und therapeutische Zielsetzungen haben:
- Herstellung und Beachtung von Vielfalt als Pluralität von Lebensformen und Diversität von Welt-Perspektiven,
- Wiedergewinnung bzw. Vermehrung der Autonomie von Lebensführung als das Verfügen-können über unterschiedliche Arrangements von Formen von Inklusion und Exklusion,
- Orientierungshilfe zu sein in einer unübersichtlich werdenden und funktional differenzierten Gesellschaft mit unterschiedlichen Kontexten, Funktionslogiken und Lebensentwürfen,
- Dekonstruktion von überstabilen bzw. kontextuell nicht mehr passenden und problematisch beobachtbaren Glaubenssätzen, Anschauungen, Beobachtungs- und Handlungsmustern in Gesellschaft, Organisationen, Familien und der Lebensführung von Einzelnen,
- auftragsbezogene und ethisch kompetente Verflüssigung und Relativierung von als problematisch erlebter Wirklichkeit von Organisationen, Familien und einzelnen Personen, um verloren gegangene Möglichkeiten zu reaktivieren oder/und neue Möglichkeiten einzublenden bzw. zu konstruieren,
- psychosoziale Entscheidungshilfen anzubieten, um Ambivalenz konstruktiv zu bearbeiten bzw. Entscheidungen zu begünstigen, die zur Wiedergewinnung bzw. Vermehrung der Autonomie der biopsychosozialen Lebensführung führen,
- (Wieder-)Herstellung von Prioritäten (Bedürfnisse und Bedarfe) und entsprechend exekutive Fähigkeiten der Lebensführung.
Postmoderne Soziale Arbeit agiert mit einem biopsychosozialen Menschenbild (In-Dividuum) und einer sowohl funktional wie zunehmend netzwerkförmig sich differenzierenden Gesellschaft aus. Ihre Leitdifferenz ist die Unterscheidung von Inklusion und Exklusion, durch die Teilnahmemöglichkeiten (Integration und Partizipation) als auch Begrenzungen oder Ausgrenzungen an gesellschaftlicher Teilnahme (Ghettoisierung, Diskriminierung, Rassismus, Armut) beobachtbar und problematisiert werden.
Hierbei ist auf zwei Formen von Inklusion und Exklusion zu achten und analytisch auseinanderzuhalten:
- auf die Form der strukturellen, zeitlich anhaltenden Inklusion und Exklusion (Bsp.: Langzeitarbeitslosigkeit),
- auf die situativ sich ereignende Form von Inklusion und Exklusion (Bsp.: Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Studium).