Übersetzen
Systemisches Soziales Arbeiten ist die Beobachtung und Ko-Produktion von Ressourcen und Leistungen insbesondere mit Hinblick auf die Ermöglichung von Inklusion (z. B. Wirtschaftssystem) und Exklusion (z. B. Erziehungssystem) bezüglich für die heutige Lebensführung (Begriffsbestimmung) wertgeschätzter sozialer Systeme der Gesellschaft. Unter dieser Perspektive werden gemeinsam mit ihren Adressaten und Auftraggebern neue Handlungsmöglichkeiten entwickelt.
Bezugsproblem
Nach Scherr und Wirth sind nicht „soziale Probleme“ (etwa gesellschaftsweite Sicherheits- oder Ordnungsprobleme) der ausgezeichnete Gegenstand moderner sozialer Arbeit, sondern vielmehr sollte der biopsychosozial verfasste Konzeptrahmen „Probleme der Lebensführung“ Soziale Arbeit – ob mit Einzelnen, Familien, Gruppen oder in Sozialräumen – anleiten und instruieren. Da Lebensführung sozialwissenschaftlich ein individuell-sozialer Sachverhalt ist, lässt sich aus Sicht der Profession mit Lebensführung (als Arrangieren von Inklusion und Exklusion) die Ambivalenz von Individuum und Gesellschaft differenzierter reflektieren als mit sozialen Problemen (hiernach wären psychische Probleme nicht bearbeitungswürdig, solange sie kein soziales Problem darstellen).
Zugangschancen
Lebensführung als Konzept stellt die Frage, wie die Gesellschaft reguliert, dass Individuen und Gruppen - gemessen an allgemeinen Lebenserfordernissen - hinreichend schnell, hinreichend erwartbar, hinreichend enttäuschungssicher Zugangschancen zu sozialen Teilsystemen der Gesellschaft erhalten oder nicht erhalten.
Methoden-Theorie
Methodisch stützt sie sich auf eine bunte Palette von Verfahren aus verschiedenen beraterischen, pädagogischen und therapeutischen Arbeitsansätzen, denen allen dieser Grundgedanke voraus liegt: nämlich die Aufmerksamkeiten, die Beobachtungen und die Interventionen auf die Relationen und Beziehungsmuster zwischen den verschiedenen an der Lebensführung beteiligten Systemen zu richten. Nach Wirth sei insofern das wichtigste Beobachtungsinstrument im Methodenkoffer Sozialer Arbeit nicht das Stethoskop des Mediziners, das Fernrohr des Soziologen oder das Teleskop des Philosophen, sondern vielmehr das Kaleidoskop, denn ein Phänomen hat so viele Perspektiven (=Ressourcen) wie Menschen, die es betrachten. Nach Wirth erschließe sich insofern der Wert einer Methode in den Wegen, die sie eröffnet.