Kurzkritik an der lösungsorientierten Beratung und Therapie - Entwicklungs-Möglichkeiten statt Problem-Lösungen
Eine sogenannte lösungsorientierte Beratung und Therapie verspricht von ihrer direkten Bestimmung her Lösungen. Wer Lösungen verspricht, geht davon aus, dass es Probleme gibt. Zweitens geht derjenige davon aus, dass es für diese Probleme Lösungen gibt. Drittens geht derjenige davon aus, dass es besser wäre über Lösungen zu sprechen statt über Probleme.
Daran ist folgendes kritikwürdig: a) die Ausblendung von Problemen ist nicht folgenlos zu haben. b) Die Verknüpfung von Problem und Lösung ist als Brücke zu schmal, da es nicht für jedes Problem eine Lösung geben muss, sondern auch Verschlimmerung von Lebenssituationen verhütet werden soll oder ihre Verbesserung als Formen von Entwicklung im generellen anstrebenswerte Ziele sind. c) Die Relation von Problem und Lösung ist nicht systemisch, weil sie vorn vornherein ein Einzelnes aus dem ganzen Lebenszusammenhang heraushebt und daran festhält.
Fazit: Die Verknüpfung von Problem und Lösung ist eine zu eindimensionale Relation, die zugunsten einer anderen systemischeren Relation aufgegeben werden kann, ohne diese ersetzen zu wollen oder gar zu können. Hierbei handelt es sich um die Verknüpfung von Wirklichkeit und Möglichkeit: wir alle bringen eine Wirklichkeit mit, die veränderungswürdig sein kann und suchen Möglichkeiten. Inwiefern diese Möglichkeiten Lösungen sind und wann sie es werden, sei dahingestellt. Sie sind Möglichkeiten, wenn Veränderungen als solche bezeichnet werden.
Um die Kritik zuzuspitzen: selbst die lösungsorientierte Beratung und Therapie ist immanent problemorientiert, weil Lösungen auf Probleme verweisen und so die Unterscheidung von Problem-Lösung stabilisieren statt sie ganz zu ignorieren und schlicht auf Veränderung von Wirklichkeit in Richtung Entwicklung sich zu beziehen.
Unsere grundsätzlichen Ideen für angemessen möglichkeitsorientierte psychosoziale Begleitung und Unterstützung lauten daher: